20 Dinge, die du über Raclette noch nicht wusstest
20 Dinge, die du über Raclette noch nicht wusstest
Raclette: einfach und unverfälscht
Ich bin "Team Raclette". Und dort bei den Puristen. Käse schmelzen, Brot oder Kartoffeln dazu – fertig! Raclette ohne Schnickschnack schmeckt mir am besten. Doch so einfach und unverfälscht das Nationalgericht daherkommt, so üppig präsentieren sich das Raclette und sein ganzes Rundherum.
1. 870 auf einen Streich
Wir Schweizer sind Raclette-Rekordhalter. Logisch! Das längste Racletteöfeli war 2014 in Bern in Betrieb. Es mass gut 100 Meter und konnte 870 Portionen gleichzeitig zubereiten. Geschmolzen wurde der Käse nicht mit Strom, sondern mit 2600 Rechaudkerzchen.
2. Der schwerste Raclettekäse …
… brachte 135 Kilogramm auf die Waage. Für seine Herstellung flossen sage und schreibe 1400 Liter Milch. Nach drei Monaten Reifung auf der Alp Chiesso bei Nax wurde der Riesenkäse aufgeschnitten und geschmolzen – und machte rund 300 Walliserinnen und Walliser glücklich.
3. An die Waffen!
Womit wird der Käse aus dem Raclettepfännchen geschabt? Die Optik spricht für Holzschaber, die einfache Reinigung für Plastik. Die korrekte Antwort lautet allerdings: Weder noch! Als Raclette-Puristin mag ich es am liebsten, wenn der Käse am Stück vor dem offenen Feuer geschmolzen wird. Das Raclette wird dabei natürlich mit dem Messerrücken vom Laib geschabt.
4. 200 Gramm von allem
Für den Raclette-Plausch mit Freunden greife ich trotzdem auf Öfeli, Pfännchen und Schaber zurück. Rechnen kann ich zwar nicht besonders gut, das mit den Mengen kriege aber auch ich hin: Pro Person braucht man 200 Gramm Käse, 200 Gramm Gschwellti und 200 Gramm Beilagen.
Das brauchst du für den Raclette-Plausch mit 5 Personen:
- 4 Freunde!
- ein Racletteöfeli
- 1 Kilogramm Käse
- 1 Kilogramm Gschwellti
- Weitere Beilagen wie Silberzwiebeln, Essiggurken, Tomaten etc. nach Lust und Hunger
- Wasser, Schwarztee oder Weisswein
Beilagenliebling: gepickeltes Gemüse
Zutaten:
- 5dl Kräuteressig, 5dl Wasser, 400g Zucker, 3 Lorbeerblätter, 15 Pfefferkörner
- 1 Bodenkohlrabi, 1 kleiner Kürbis (beide ca. 1 cm schmalen Streifen), 2 rote Zwiebeln (in feinen Streifen), 12 Radieschen (ganz)
Zubereitung:
- Kräuteressig, Wasser und Zucker in einem Topf aufkochen. Lorbeerblätter und Pfefferkörner der heissen Flüssigkeit beifügen.
- Einmachgläser mit Deckel in kochendem Wasser sterilisieren, abtropfen lassen. Gemüse in die Gläser geben, diese mit dem heissen Sud auffüllen. Gläser gut verschliessen und auf dem Kopf stehend abkühlen lassen. Nach 48 Stunden kann das Gemüse serviert werden.
5. Kleiner Raclette-Knigge
Gegessen wird erst, wenn alle etwas auf dem Teller haben – so habe ich es als Kind gelernt. Beim Raclette drückt Freiherr von Knigge allerdings ein Auge zu: Weil es heiss am allerbesten schmeckt, dürfen wir loslegen, sobald der Käse in unserem Pfännchen perfekt ist. In unserem Pfännchen, wohlgemerkt, denn Pfännchen-Klau beim Tischnachbarn ist tabu.
6. Reste, was nun?
Sollten die Gäste einmal doch weniger Appetit mitbringen, findest du hier Rezepte zur Resteverwertung von Käse, Kartoffeln und Co.
Reste kannst du nicht nur beim Raclette verwerten. Hier unsere Tipps.
7. Es liegt etwas in der Luft
Meine Grosstante kämpfte jeweils mit Orangen und Zitronen, die sie mit Nägeli bestückt hatte, gegen den Käsegeruch in der Wohnung an. Ich finde, das funktioniert ganz passabel. Noch besser: Jacken und Mützen aufsetzen und den Raclette-Plausch gleich auf den Balkon oder die Terrasse verlagern!
8. Die Rinde gehört auf den Teller
Als Amateur entlarvt sich, wer die Käserinde wegschneidet. Sie kann bedenkenlos mitgegessen werden. Schweizer Raclettekäse wird nämlich ohne künstliche Konservierungsstoffe produziert und gründlich gewaschen, bevor er in den Handel kommt.
9. Die Religieuse gibt es nicht nur beim Fondue
Die Rinde ist eine besondere Köstlichkeit. Wie die Kruste, die sich am Boden des Fondue-Caquelons bildet, gilt auch die knusprig gegrillte Rinde des Raclettekäses als Delikatesse. Und sie heisst auch gleich: la religieuse – zu Deutsch: die Ordensschwester. Was Klosterfrauen damit zu tun haben, ist nicht abschliessend geklärt. Bekannt ist aber: die Raclette-Religieuse ist ein himmlischer Genuss!
10. Raclette ist älter als Raclette
Wenn wir schon bei den Worten sind: In der Schweiz isst man seit Jahrhunderten geschmolzenen Käse – und sagte dazu je nach Sprachregion entweder fromage rôti oder Bratkäse. Das Wort Raclette hingegen ist vergleichsweise jung. Es ist erst seit dem frühen 20 Jahrhundert belegt. Die Bezeichnung geht übrigens auf das französische Wort racler zurück, was soviel wie schaben oder kratzen bedeutet.
RIGUGEGL Band feat. Trauffer - Raclette Reggae
11. Apropos Bratkäse…
Nach wie vor gibt es in Ob- und Nidwalden eine Käsespezialität, die Bratkäse heisst. Mit einem Schuss Weisswein oder Most wird der "kleine Bruder" des Raclettes geraffelt oder in Scheiben in der Pfanne geschmolzen und mit Brot oder Kartoffeln serviert.
Auf dieser Obwalder Alp wird Bratkäse mit Solarstrom hergestellt.
12. 16'843 Tonnen Raclettekäse …
… wurden 2020 in der Schweiz produziert. Zieht man die rund 20 Prozent ab, die davon ins Ausland exportiert wurden, heisst das: Die Schweizerinnen und Schweizer haben im letzten Jahr durchschnittlich knapp 2 Kilogramm Raclettekäse pro Person verputzt – sorry, falls ich den Schnitt etwas nach oben gezogen haben sollte!
13. Gestatten, Isidore Zufferey!
Dass Raclette heute so populär ist, haben wir unter anderem einem Erfinder aus Sitten zu verdanken: Isidore Zufferey. Er liess als erster einen Raclette-Ofen patentieren. Sein "appareil pour la préparation des rôties de fromages, dites 'raclettes'" steht seit 1948 im Patentregister.
14. Raclette vor dem Richter
Die Walliser Milchbauern wollten die Bezeichnung Raclette exklusiv für sich schützen lassen. Im Raclette-Streit 2007 unterlagen sie jedoch vor Bundesgericht. Auch Käse aus der restlichen Schweiz darf sich Raclette nennen – geschützt hingegen ist die Bezeichnung Raclette du Valais AOP.
15. Das Original aus dem Wallis
Zum Mitschreiben für alle Üsserschwiizer: Will sich ein Käse Raclette du Valais AOP nennen, muss er aus Rohmilch hergestellt werden, natürlich vor Ort im Wallis. Raclette Suisse hingegen kann beispielsweise auch aus der Innerschweiz, dem Bündnerland oder dem Bernbiet stammen und aus Rohmilch, thermisierter oder pasteurisierter Milch hergestellt worden sein.
Raclette du Valais AOP | Raclette Suisse |
---|---|
Ausschliesslich Rohmilch | Rohmilch, thermisierte oder pasteurisierte Milch |
Wallis | Westschweiz, Ostschweiz, Innerschweiz, Bünderland, Bernbiet |
16. Als Hauptstadt des Raclettes …
… bezeichnet sich übrigens Bagnes. Die Walliser Gemeinde, zu der auch der Skisportort Verbier gehört, ist eine der grössten Produzentinnen von Raclette du Valais AOP und feiert darum jedes Jahr im September das Fest "Bagnes Capitale de la Raclette".
17. Rohmilch oder pasteurisierte Milch?
Raclettekäse wird sowohl aus Rohmilch als auch aus pasteurisierter Milch hergestellt. Lecker ist beides, aber für die Zubereitung im elektrischen Racletteöfeli eignet sich der Käse aus pasteurisierter Milch besser. Der Grund: Rohmilchkäse verliert bei dieser Zubereitungsart relativ viel Fett und damit auch viel Geschmack. Besser also, man spart sich das Rohmilch-Raclette für die Zubereitung am Feuer oder unter dem Raclettegrill auf.
18. Raclette in der Schwangerschaft?
Grünes Licht vom Bundesamt für Gesundheit: Raclette kann "während der Schwangerschaft ohne Bedenken konsumiert werden". Wichtig ist einfach, dass der Käse genügend erhitzt wird: mindestens zwei Minuten bei 70° C Kerntemperatur.
Tipps zur Ernährung in der Schwangerschaft
19. Dank künstlicher Intelligenz zum perfekten Raclette
Traditionsbewussten Raclette-Geniessern wie mir ist ja eigentlich schon das Tischöfeli mit Grill zu viel des Guten. Noch moderner funktioniert eine Tüftelei des Walliser Forschungsinstituts Idiap: Ein Idiap-Doktorand hat 2019 einen Raclette-Roboter entworfen, der auf künstliche Intelligenz setzt, um den geschmolzenen Käse perfekt vom Laib zu streichen.
20. Intolerant? Kein Problem
Beim Herstellungs- und Reifeprozess von Raclettekäse wird der Milchzucker vollständig abgebaut; Raclette gilt damit als laktosefrei. Und weil der Käse kein Getreide enthält, können auch deine Freunde mit Gluten-Unverträglichkeit beherzt zulangen.
Informationen zur Laktoseinteloranz
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