Medienmitteilungen26.03.2020

Kurzfristig sehr positiver Trend auf dem CH-Milchmarkt

Der Schweizer Milchmarkt präsentiert sich zurzeit insgesamt für die Milchproduktion – abgesehen von der Bio-Milch – positiv. Dabei muss die Versorgung des Schweizer Detailhandels aktuell Priorität haben. Die SMP begrüsst auch den angekündigten Aufschlag beim Milchfett aus Molkereimilch ab 1. Juli 2020. Euphorie ist allerdings fehl am Platz. Der Milchmarkt erfährt deutliche, zeitverzogene und gegenläufige Absatzverschiebungen, welche den Gesamtüberblick anspruchsvoll gestalten. Der zusätzliche Milchfettbedarf, welcher aktuell nicht durch die inländische Produktion abgesichert ist, muss laufend neu beurteilt werden. Zusätzliche Butterimporte können deshalb ab der zweiten Jahreshälfte definitiv beurteilt werden.

Dass auf dem Schweizer Milchmarkt 2020 insgesamt Milchfett fehlen wird, hat sich bereits anfangs Jahr deutlich abgezeichnet. Einerseits ist die Milchproduktion 2019 gegenüber dem Vorjahr um 55 Mio. kg (-1.6%) gesunken, anderseits sind zusätzlich 15 Mio. kg in die Käseproduktion geflossen, was insgesamt 70 Mio. kg resp. 2.9% der nicht verkästen Milchmenge ausmacht. Der "grüne Teppich" mit "swissmilk green" wird im Markt gut aufgenommen. Der Export entwickelt sich für die Schweizer Milch positiv, insbesondere beim Käse. Zudem sind die Käselager im Moment tief. Dies alles trägt zu den aktuell sehr tiefen Butterlagern bei, was nun in der Summe per 1. Juli 2020 zu einer Preiserhöhung beim Milchfett aus Molkereimilch führt.

"Corona-Effekte" auf den (Schweizer) Milchmarkt?

Die sehr positive Grundstimmung auf dem Milchmarkt wird seit anfangs März 2020 durch indirekte Einflüsse der Corona-Pandemie überlagert. Das führt nach Einschätzung der SMP insgesamt zu gegenläufigen und zeitversetzten Auswirkungen:

  • Kurzfristig steigt der Detailhandelsabsatz seit anfangs März 2020 in der Schweiz sehr stark an. Deshalb wird viel, teilweise sehr viel Industriemilch zu UHT- und Past-Milch sowie Frischmilchprodukten verarbeitet.
  • Ebenfalls seit anfangs März 2020 stellt die SMP deutlich höhere Zugriffszahlen auf der Swissmilk-Rezeptdatenbank fest. Es wird offensichtlich mehr selber gekocht und gebacken, was sich positiv auf den Absatz im Schweizer Detailhandel auswirkt und noch auswirken wird.
  • Seit dem 17. März existiert wegen dem eingeschränkten Grenzverkehr kein Einkaufstourismus mehr (Grenzschliessung).
  • Ebenfalls seit dem 17. März 2020 ist der Inlandabsatz im Ausserhauskonsum durch die Schliessung aller Restaurants, Cafés, viele Betriebskantinen etc. markant eingebrochen.
  • Mit einer Verzögerung von 1- 2 Monaten sehen wir aber auch mögliche Risikopositionen beim Milch-Export. Mit der weltweiten Reduktion der Flugaktivitäten wird der Export von Schokolade, Biscuits etc. und damit der Bedarf an Butter, Vollmilchpulver etc. zeitverzögert etwas leiden. Beim Käseexport schätzen wir die Lage ähnlich ein. Das ist in Italien bereits spürbar.
  • Ganz aktuell ist die Milchproduktion in der Schweiz wieder leicht steigend und die Schlachtzahlen bei den Kühen sinken deutlich.
  • In der EU sind Milchpulver- und die Milchpreise bei steigender Produktion unter Druck, wie dies aus der Warenterminbörse hervorgeht; u.a. auch aufgrund von weltweiten Logistikproblemen und allgemeiner Verunsicherung bei den Marktakteuren.

Die Bäume wachsen nicht in den Himmel

Insgesamt besteht kurzfristig auf dem Schweizer Markt eine positive und starke Nachfrage nach Schweizer Milch. Milch und Milchprodukte geniessen in der "Corona-Krise" das Vertrauen der Konsumentinnen und der Konsumenten. Deshalb muss die Belieferung des Schweizer Detailhandels Priorität haben. Die Schweizer Milchverarbeiter – ob gross oder klein - zeichnen sich unverändert durch sehr hohe Zuverlässigkeit und Lieferbereitschaft aus. Die Schweizer Milchproduzenten bedanken sich dafür bei ihren Branchenpartnern!

Mittelfristig gibt es positive und negative Effekte zu berücksichtigen. Es braucht nun Zeit, damit sich die gegenläufigen und zeitverzogenen Absatz- und Kanalverschiebungen etwas konsolidieren können, um für die zweite Jahreshälfte eine aktuelle Standortbestimmung vorzunehmen. Heute ist das mit zu viel Spekulation verbunden.

Auskünfte

Reto Burkhardt
Leiter Kommunikation SMP
079 285 51 01

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