Medienmitteilungen02.11.2017

Gesamtschau macht Landwirtschaft zum Zahlungsmittel

Die Organisation der Schweizer Milchproduzenten SMP nimmt die Publikation des Berichtes Gesamtschau Landwirtschaft durch den Bundesrat skeptisch zur Kenntnis. Mit dem Bericht werden einige Konturen der angestrebten Ausrichtung der AP22+ immer deutlicher sichtbar. Zentraler Punkt ist, dass der Bundesrat den Grenzschutz abbauen will. Die Landwirtschaft wird bei künftigen Verhandlungen zum aussenhandelspolitischen Zahlungsmittel stipuliert. Dagegen werden sich die Milchproduzenten zur Wehr setzen. Gleichzeitig wird die landwirtschaftliche Produktion im Inland reduziert und Importe von Produkten mit tiefen Produktionsauflagen werden gefördert. Die Schweizer Milchproduzenten SMP sehen sich für die Zukunft in ihren im August 2017 platzierten Forderungen zur AP 22+ bestärkt, wo es darum geht, eine produktive Schweizer Milch- und Landwirtschaft basierend auf den natürlichen Grundlagen zu stärken: "Stärken stärken".

Mit der Einführung des Freihandels beim Käse zwischen der Schweiz und der EU, ist seit 2005 knapp die Hälfte der Schweizer Milch direkt den internationalen Marktschwankungen ausgesetzt. Die Schweizer Milchproduzenten und die gesamte Milchbranche haben ihre Handlungsstrategien zwangsläufig darauf ausgerichtet. Dabei steht die Differenzierung von Schweizer Milch und Milchprodukten gegenüber dem Ausland im Zentrum. Gleichzeitig drängen Importe auf den Inlandmarkt.

Grenzschutz abbauen und Qualität hoch halten?

Sehr klare Aussagen gab es an der Medienorientierung zum Thema Freihandel. Die Schweizer Volkswirtschaft soll im Zugang zu anderen Märkten gegenüber der EU nicht benachteiligt sein. Bei künftigen Abkommen müssten so Zugeständnisse beim Grenzschutz gemacht werden.  Wie dies gehen soll, wenn gleichzeitig billige Produkte aus fragwürdigen Produktionssystemen den Markt fluten, bleibt offen.

Keine Öffnung weisse Linie

Die Schweizer Milchproduzenten nehmen aus dem Bericht zur Kenntnis, dass eine sektorielle Öffnung des Grenzschutzes bei der „weissen Linie“ im Milchmarkt kein Thema (mehr) ist. Aus diesem Grund fordern die Schweizer Milchproduzenten seit langem, dass die Direktzahlungen in Zukunft dazu genutzt werden müssen, die Leistungen der Milch- und Landwirtschaft entsprechend zu stärken. In diesem Umfeld hat die Schweizer Milchproduktion kompetitive Vorteile aufgrund der natürlichen Grundlagen.

Äusserst irreführender Vergleich

Der Bericht des Bundesrates erwähnt die Auswirkungen des EU-Beitritts Österreichs auf die Produzenten- und Konsumentenpreise sowie die landwirtschaftlichen Einkommen (S. 37ff.). Dieser Vergleich ist eher irreführend und sicher kein erstrebenswertes Prädikat für die ökonomische Kompetenz der Autoren. Die Gesamtschau des Bundesrates handelt eine allfällige Marktöffnung (der Agrarmärkte) im Rahmen bilateraler Handelsabkommen ab. Der Beitritt von Österreich in die EU 1995 war eine Vollintegration aller Märkte (inkl. Arbeitsmarkt etc.) und erfasst auch die sehr bedeutenden nicht landwirtschaftlichen Vorleistungen der Milch- und Landwirtschaft. Wirklich zwei sehr unterschiedliche Dinge!

Auskünfte

Reto Burkhardt
Leiter Kommunikation SMP
079 285 51 01

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