Medienmitteilungen26.03.2021

Die AP kommt auch ohne AP!

Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wertschöpfungskette Milch loggten sich am 25. März 2021 am ersten Online-Milchforum der Schweizer Milchproduzenten SMP, mit dem Titel "Wieviel Politik braucht die Milch", ein. In einem internationalen Vergleich wurden die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede in den politischen Rahmenbedingungen zwischen der EU und der Schweiz aufgezeigt und in einem hochkarätig zusammengesetzten Podium diskutiert. Die Vergrünung der Politik bleibt sowohl in der EU mit dem Green-Deal, als auch in der Schweiz mit der Sistierung der AP und den Entwicklungen rund um die parlamentarische Initiative, eine zentrale Herausforderung für die Milchproduzenten. Über allem steht das Ziel einer klimaneutralen Schweiz bis 2050.

Am diesjährigen SMP-Milchforum diskutierten die Direktorin der European Dairy Association EDA Hélène Simonin, der Direktor  des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW Christian Hofer und die beiden Milchproduzenten Hanspeter Kern (Präsident der Schweizer Milchproduzenten SMP) und Alexandre Cotting (Verwaltungsratspräsident der Cremo AG).

Der Green Deal soll für nachhaltige Ernährung sorgen

Nachhaltige Ernährung ist weltweit das Megathema. Milch und Milchprodukte spielen dabei immer eine wichtige Rolle bei einer ausgewogenen Ernährung. Hélène Simonin erklärte, wie auf Basis der neun Ziele der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik GAP, die fünf Eckpfeiler des "Green Deals" entstanden sind: Sichere Versorgung mit nachhaltigen Lebensmitteln; Bekämpfung des Klimawandels; Umweltschutz und Erhalt der Biodiversität; Gerechte Einkommen; Ausweitung des ökologischen Landbaus. Auch in der EU ist neben der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, dem übermässigen Nährstoffeintrag in die Umwelt und der Verhinderung von antimikrobiellen Resistenzen, die angestrebt Klimaneutralität das zentrale Thema. Bis 2050 will die EU dieses Ziel erreichen.

Auch der EU Milchsektor hat sich zum Ziel gesetzt, aktiv den Umweltfussabdruck ihrer Produkte zu reduzieren. Dazu sollen Massnahmen bei allen Akteuren der Wertschöpfungskette eingeführt werden. Deutlich wurde aber, dass in der grossen und heterogenen EU mit ihren unterschiedlichen Nationalitäten und Kulturen, die Einführung solcher Massnahmen nur in kleinen Schritten möglich ist.

Milch ist standortgerecht

Die Erwartungen in der Gesellschaft und die Diskussionen sind in der EU und der Schweiz sehr ähnlich. Christian Hofer zeigte aber auf, dass die Schweiz in der Umsetzung weiter ist. Was die EU zum Teil heute diskutiert, haben wir in der Schweiz bereits eingeführt. Mit dem System der Direktzahlungen und dessen konsequenten Umsetzung, greift die Politik in der Schweiz viel direkter ein.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Entwicklung in Richtung einer noch nachhaltigeren Milchproduktion weitergehen wird. Auch in der Schweiz ist die Klimaneutralität bis 2050 das erklärte Ziel. Mit der Einführung der Absenkpfade bei Pestizide und Nährstoffverlusten und den weiteren Massnahmen im Agrarpaket 21, wird dieses Ziel auch ohne die nun sistierte Agrarpolitik 22+ konsequent verfolgt. Das wird die grosse Herausforderung auch auf den Milchproduktionsbetrieben bleiben.

Mit seinem klaren Statement dazu, dass die Milchproduktion im Gras- und Wasserland Schweiz absolut standortgerecht sei, hat Christian Hofer ein optimistisch stimmendes Bekenntnis des BLW zur Milchproduktion in der Schweiz gemacht. Er hat aber angedeutet, dass die Milchproduktion von den Massnahmen zur Reduktion der Emissionen nicht ausgeschlossen sein wird.

Produzenten in permanentem Spagat

Die beiden Vertreter der Milchproduzenten, Alexandre Cotting und Hanspeter Kern brachten die Diskussion immer wieder auf die Scholle. Grundsätzlich unterstützen die Milchproduzenten die Bestrebungen hin zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion. Sie appellieren an die Gesellschaft sich bewusst zu sein, dass sie die ersten sind, die ein Interesse an intakter Natur haben. Sie wollen so wirtschaften, dass ihre Kinder und Kindeskinder auch in Zukunft eine Lebensgrundlage auf den Bauernhöfen haben.

Dieser Spagat zwischen Erwartungen der Gesellschaft, den politischen Rahmenbedingungen und der eigenen Betriebsstrategie ist bereits heute eine grosse Herausforderung. Direktzahlungen sind nicht Einkommen, sondern sind an Leistungen gebunden. Der Produzent muss also einerseits produzieren was der Markt verlangt und gleichzeitig darauf achten, dass die Anforderungen an die Direktzahlungen erfüllt bleiben. Ohne diese Ausrichtung erreichen viele Milchproduzenten kein lebenswertes Einkommen. Das führt auch zu einem enormen administrativen Aufwand. Es geht nicht ohne Politik: Aber diese muss sich bewusst sein, dass ein Gesetz schnell geschrieben ist, die Milchproduktionsbetriebe jedoch Zeit brauchen, um sich darauf einzustellen und dieses umzusetzen.

In der Öffentlichkeit werden Landwirte oft als "Verschmutzer" und "Tierquäler" hingestellt. Es gilt aus der Opferrolle herauszukommen. Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung! Um das zu unterstützen, möchten Kern und Cotting vermehrt den Konsumentinnen und Konsumenten die Landwirtschaft erklären können: Sie sind überzeugt, dass dadurch das gegenseitige Verständnis wächst und das grosse Engagement der Produzenten für eine nachhaltige Milchproduktion aufgezeigt werden kann.

 

Alle Referate und ein Videomitschnitt der Veranstaltung kann unter www.swissmilk.ch/de/produzenten/fachmessen-veranstaltungen/milchforum/ heruntergeladen werden.

Weitere Auskünfte

Reto Burkhardt
Leiter Kommunikation
079 285 51 01

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