Antibiotikaeinsatz: Aktueller Trend zeigt deutlich nach unten
Die Schweizer Milchviehhalter und –züchter sowie ihre Organisationen sind sich bewusst, dass bei gezieltem Einsatz von Tierarzneimitteln die Entstehung von resistenten Keimen systematisch dezimiert werden kann. Das gesteigerte Bewusstsein hat den Einsatz der kritischen Antibiotika (höchste Priorität für Humanmedizin) im 2016 um rund einen Viertel reduziert. Auch die intramammären Antibiotika sind im 2016 um 16 Prozent und seit 2008 um rund 40 Prozent gesunken. Diese Anstrengungen werden weitergeführt; leisten sie doch einen grossen Beitrag zur Verhinderung von Resistenzen.
Verantwortungsvoller Einsatz und Tierwohl sichern
Die Schweizer Milchproduzenten wollen in der Lage sein, kranke Tiere rasch und unkompliziert behandeln zu können. Gemäss der Tierarzneiverordnung dürfen sie Antibiotika nur über den Bestandestierarzt beziehen und unter dessen Anweisung einsetzen. Aus diesem Grund sind Aus- und Weiterbildungen für Tierärzte und Tierhalter sowie Ausbildner und Berater eine zentrale Massnahme. Gemeinsam kann so der notwendige Einsatz von Heilmitteln verantwortungsvoll sichergestellt werden. Zudem wird der Einsatz von Antibiotika gemäss dem neuen Heilmittelgesetz für jedes Tier erfasst.
Prävention, Sensibilisierung und Forschung sind wichtig
Die nationale Strategie für Antibiotikaresistenzen (StAR) des Bundes wird von den Milchproduzenten und den Züchtern positiv aufgenommen. So werden durch die Milchproduzentenorganisationen vielfach Massnahmen zugunsten ihrer Mitglieder sehr aktiv unterstützt:
- Engagement im Bereich der Komplementärmedizin, durch:
- Mitwirkung in Trägerorganisation von KOMETIAN (Beiräte).
- Finanzielle Unterstützung der Aufbauarbeit/Sponsoring.
- Vergünstigung Kursbesuche & Weiterbildung und/oder Basisberatung.
- Information & Motivation.
- Beteiligung und Mitwirkung beim neu gegründeten Kälbergesundheitsdienst (KGD).
- Teilweise Kostenübernahme und/oder Bereitstellung einer Melkberatung.
- Teilweise Kostenübernahme und/oder Bereitstellung von Milchuntersuchungen.
- Organisation von Fachveranstaltungen mit spezifischen Themen.
- Finanzielle Unterstützung von Forschungsprojekten (bspw. aktuell im Tessin: „Eradikation Staph. Aureus Genotyp B“).
- Mitwirkung in Fachgruppen des Bundes.
Ein weiterer Punkt ist die Weiterentwicklung und Unterstützung der Milchproduzenten sowie Milchviehzüchter für gezielte und kostengünstige Untersuchungen von Milchproben mit erhöhten Zellzahlen (Mastitis-Identifikation, MID) für eine gezielte Bekämpfung.
Gesundheitsmerkmale fliessen in Tierzucht ein
Seit einigen Jahren werden in der Schweizer Milchviehzucht Gesundheitsdaten erfasst; seit 2013 elektronisch. Gesundheitsdaten fliessen heute konkret in die Zuchtwertberechnungen ein und unterstützen die Schweizer Rindviehzucht in Richtung einer höheren Gewichtung von Fitness- und Robustheitsmerkmalen. Die Tiergesundheit ist ein ganz wichtiger Faktor, der dazu beiträgt, dass weniger Heilmittel und damit auch weniger Antibiotika eingesetzt werden. In aktiven Netzwerken arbeiten die Zuchtorganisationen gemeinsam an diesen Zielen. Mit modernen digitalen Systemen sowie mit Anreizen für eine lückenlose Erfassung der Daten durch die Züchter werden diese Bestrebungen heute wesentlich vereinfacht. Die züchterischen Massnahmen bewirken gesündere Tiere, die langlebiger und gleichzeitig auch wirtschaftlicher sind.
Die Differenz macht den Unterschied
Die SMP und ihre Partnerorganisationen setzen sich dafür ein, dass Antibiotika in der Schweizer Rindviehhaltung nur sehr gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist zumindest in der Schweiz bekanntlich schon lange verboten.
Der Einsatz von Antibiotika kann auch als ein wichtiges Differenzierungsmerkmal betrachtet werden. So ist NOP-Bio-Milch (National Organic Programm gemäss US-amerikanischer Zertifizierung für Bio-Lebensmittel), wo auch ein kurativer Einsatz von Antibiotika verboten ist, in der Schweiz seit einigen Jahren ein konkretes Thema bei Milchproduzenten. Die Frage ist nur, wie schnell und nachhaltig sich hier ein Absatzmarkt etablieren kann.
Weitere Auskünfte
Stephan Hagenbuch
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Reto Burkhardt
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Thomas Reinhard
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