Täglicher Einsatz für das Kuhwohl
Täglicher Einsatz für das Kuhwohl
Hofgeschichten
Heute sind wir zu Besuch auf dem Hof von Peter Schenker: Als IP-Suisse-Landwirt achtet er ganz besonders auf die Gesundheit seiner Tiere und eine möglichst hochwertige Milch.
Bauer Peter Schenker sorgt für über 100 Milchkühe.
Peter Schenkers Arbeitstag beginnt um 5 Uhr und endet praktisch nie vor 22 Uhr. Wenn sich der Milchbauer und Rinderzüchter zwischendurch mal eine Pause gönnt, zieht es ihn häufig an seinen Lieblingsplatz: auf seinen Traktor. So auch an einem sonnigen Septembertag. Peter Schenker steht neben seinem Traktor auf dem Hof. Der nicht gerade klein gewachsene Mann ist knapp so gross wie die Reifenspanne seines Fahrzeugs. Er schaut den Traktor an und sagt: "Das ist nicht irgendein Traktor – das ist ein Fendt, der Rolls-Royce unter den Traktoren." Während er schwärmt, öffnet er die Fahrerkabine und steigt hoch. Hier oben finde er Zeit zum Nachdenken und manchmal auch zum Träumen.
Ein Leben auf dem Hof
Hinter den Bäumen, die den Schenkerhof an einer Seite säumen, steigt die schmale und steile Wolke aus dem Kamin des Atomkraftwerks Gösgen in den Himmel. Schenker kennt dieses Bild, seit er denken kann. Er ist hier aufgewachsen. Mit 23 Jahren hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen. Bei der Hofarbeit helfen ihm heute zwei Lehrlinge und eine Hof-Praktikantin. Seine Frau kümmert sich um die vier Kinder im Alter zwischen 5 und 12 Jahren. Und auch sein Vater hilft bei gewissen Arbeiten noch immer mit. Seine Mutter ist vor einigen Jahren gestorben. In den 15 Jahren, in denen Schenker den Hof führt, hat er viel gelernt, vor allem über Tiere. Zu Vaters Zeiten zählte der Hof 15 Milchkühe und etwa gleich viele Rinder – heute trägt Schenker die Verantwortung für über 100 Kühe und 200 Rinder.
Frisch auf der Welt
"Diese Verantwortung verpflichtet uns, alles zu tun, damit es unseren Tieren gut geht", sagt der Bauer. Er schaut gerade im Stall nach Arno, dem jüngsten Kälbli auf dem Hof. Es ist drei Tage jung und liegt zusammengerollt neben seiner Mutter im Stroh. Mit grossen Augen verfolgt es Peter Schenker, der nach der Mutterkuh schaut. "Sie hat die Geburt gut überstanden", sagt er und tätschelt die Kuh am Hals. "Bald kommt sie wieder zu Kräften."
Spielgruppen-Stall für die Kleinsten
Haben sich Mutter und Kälbli von der Geburt erholt, muss das Jungtier den Stall der Mutter verlassen. "Nach drei bis sechs Tagen kommen die neugeborenen Tiere in einen eigenen Boxenstall – unsere Spielgruppen-Ecke", sagt Schenker. Dort kann das junge Kalb sein Immunsystem aufbauen. Getrennt von der Herde in einer Einzelbox besteht keine Gefahr, dass sich Arno mit Keimen seiner Artgenossen ansteckt. Er bleibt gesund. "Die ersten Wochen sind entscheidend für die Tiergesundheit und die Haltung ist dabei zentral", weiss Schenker.
Im Kälber-Motel stark werden
Der Bauer schreitet in grossen Schritten über den Hof zum Boxenstall mit den Kälbli, wo auch der neugeborene Arno bald zum ersten Mal auf seine Altersgenossen stossen wird. Die jungen Kälber blöken und recken ihre Hälse aus den Boxen in Richtung Stalleingang. "Sie wissen, bald gibt es wieder eine Ration Milch", sagt Schenker und kontrolliert, ob die Tiere noch ausreichend Wasser in ihren Trinkschalen haben. "Auch hier sind die Kälber nur auf der Durchreise", sagt er. Sobald sie nach vier Wochen etwas gestärkter sind, ziehen die Kälber weiter.
Der findige Bauer
Dann geht ihre Reise hinter den grossen Stall. Dort hat Schenker eine Art Kälber-Motel errichtet: Weisse Boxen, die wie Mini-Iglus aussehen, stehen hier nebeneinander gereiht. Jede Box ist nummeriert, besitzt einen kleinen eingezäunten Aussenplatz und eine grüne Mülltonne zu ihrer Rechten, die zum Futtertrog umfunktioniert wurde. "Das ist alles Marke Eigenbau", sagt Schenker, der die Einrichtung selbst entwickelt hat. Hier verbringen die Tiere die ersten drei Monate – bis ihr Immunsystem so stark ist, dass sie in die Herde gehen können. Mit seinem System gelingt es Schenker, schwere Krankheiten bei den Kälbern grösstenteils zu verhindern.
Gesunde Kühe dank der richtigen Fütterung
"Neben der Haltung ist auch die Fütterung ein Schlüsselfaktor für die Gesundheit der Kälber – und auch der Milchkühe", sagt Schenker, als er durch den Stall der Milchkühe geht, den Tieren über die Nüstern streicht und das Futter kontrolliert. Dieses besteht aus Maisstärke, Gras, Heu und Mineralien. Alle Zutaten stammen aus der Schweiz. Schenker hat lange getüftelt, bis er die richtige Mischung fand. Die Mühe hat sich gelohnt: Sein Stolz ist spürbar, als er erzählt, dass er dank der artgerechten und angepassten Fütterung ebenfalls die Gesundheit der Milchkühe verbessern konnte. Auch ihnen muss der Tierarzt nur noch selten Antibiotika verschreiben. Schenker weiss, wie wichtig seine Bemühungen sind, um das globale Resistenzproblem mit den Antibiotika in den Griff zu bekommen.
Antibiotikaresistenzen: ein globales Problem
Durch den jahrzehntelangen hohen Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung und beim Menschen sind viele Bakterien, die Mensch und Tier krank machen, resistent gegen die Medikamente geworden. Deshalb ist es für Bauern unverzichtbar geworden, in die Tiergesundheit, das Futter und bei Krankheiten in alternative Behandlungsformen zu investieren. Dank diesen Bestrebungen konnten Schweizer Landwirte ihren Antibiotikaeinsatz seit 2010 gesamthaft bereits um die Hälfte reduzieren. Zahlen des Bundes zeigen: Im Jahr 2019 setzte die Veterinärmedizin rund 30 Tonnen Antibiotika ein, 2010 waren es noch über 60 Tonnen.
Neben der Haltung ist die Fütterung ein Schlüsselfaktor für die Gesundheit der Kälber – und auch der Milchkühe.
Gesundheit fördert Milchqualität.
Je gesünder die Tiere sind, desto besser sei auch die Qualität ihrer Milch, sagt Bauer Schenker. Er arbeitet auf seinem Hof nach den IP-Suisse-Richtlinien. Das heisst: Die Milch wird in der Schweiz produziert und verarbeitet. Das Tierfutter stammt ebenfalls aus der Schweiz und muss nachhaltig angebaut worden sein; weitgehend ohne chemischen Dünger und Pflanzenschutzmittel.
Der Traum von Hawaii
Sitzt Schenker an seinem Lieblingsplatz auf dem Traktor, denkt er manchmal darüber nach, was wohl ohne den Hof aus ihm geworden wäre. "Wahrscheinlich Polizist oder Feuerwehrmann", sagt er. Hin und wieder träumt er hier von seiner Reise, die er seit Langem unternehmen will: "Mit 50 Jahren möchte ich mir eine Auszeit nehmen – und nach Hawaii reisen." Bis heute ist Schenker nie weit verreist. "Da kann man dann auch schon mal ans andere Ende der Welt reisen", sagt er.
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