Wunderwerk Kuhfladen
Wunderwerk Kuhfladen
Viel mehr als bloss Mist
Kuhfladen sind wichtig für die Biodiversität! Was anfänglich nach einem Haufen Mist klingt, ist es wörtlich auch – aber ungemein viel mehr als das. Aus ihnen entstehen Biotope, die für den Kreislauf etlicher Spezies eine entscheidende Rolle spielen. Während seiner kurzen Existenz bietet der Fladen Tausenden von Insekten ein nährstoffreiches Habitat; wovon wiederum viele andere Tiere profitieren. Sogar nachdem er sich aufgelöst hat, hinterlässt er an seiner Stelle ein üppiges Pflanzenwachstum. Hast du den Kuhfladen einmal besser kennengelernt, dann weisst du seine Rolle in der Natur echt zu schätzen – ohne Mist!
1. Am Anfang die Kuh
Der Kreislauf des Kuhfladens beginnt natürlich mit einer Kuh – einer hungrigen. Sie verbringt den Grossteil ihres Daseins mit Fressen; am liebsten auf einer Weide, wo sie mit ihrer mächtigen Zunge Grasbüschel rupfen kann. Das verzehrte Pflanzenmaterial verdaut sie über mehrere Tage hinweg mit ihren vier Mägen. Hat die Wiederkäuerin die nötigsten Nährstoffe daraus gewonnen, geht der Rest in Fladenform auf die Wiese.
So funktioniert die Verdauung bei Kühen.
2. Geschenk aus heiterem Himmel
Kaum ist der Kuhfladen auf dem Boden gelandet, reiben sich bereits unzählige Fliegen und Käfer bei seinem Anblick ihre haarigen Beinchen. Die vorverdauten Pflanzenreste erhalten noch immer eine Riesenmenge an Nährstoffen und bilden die Grundnahrung vieler Insekten. Dungfliegen und
-käfer fallen innert Sekunden über den Fladen her, fressen sich satt, graben Gänge, haben zusammen eine schöne Zeit und legen dann ihre Eier ab.
3. Fressen und gefressen werden
Während die Kotfresser sich im Schlaraffenland wähnen, zieht der Fladen weitere Gäste an – die blutrünstige Sorte. Raubinsekten wie die Gelbe Dungfliege machen sich über die friedlichen Insekten her und benutzen das inzwischen entstandene Gangsystem für ihre eigene Eiablage. Und es geht noch dreister: Die Larven der Hornissen-Raubfliege sind beispielsweise genauso mordgierig wie ihre Eltern und haben es auf andere im Dung lebende Larven abgesehen – rette sich, wer kann!
4. Die Fassade bröckelt.
Nachdem die Raubinsekten ihren Unfug getrieben und ebenfalls das Weite gesucht haben, wird es im allmählich austrocknenden Fladen ruhig. Die Gänge sind derweil noch feucht und an ihren Wänden machen sich Pilze und Bakterien breit. Hin und wieder regt sich trotzdem was: Junge Fliegen und Käfer suchen ihren Weg in die Freiheit. Und jagende Spinnen schleichen herum, die es genau auf solchen Nachwuchs abgesehen haben.
5. Abrissbirnen der Natur
Die einstige Insektenhochburg zerfällt und verkrümelt. Mistkäfer holen sich die Überreste des Fladens, die sie als kugelförmige Nahrungsvorräte für ihre Nachkömmlinge in unterirdischen Brutkammern anlegen. Wühlende Tausendfüssler und Regenwürmer zersetzen das Fundament vom Boden aus, während Vögel auf der Suche nach einem Leckerbissen von oben den Rest zerhacken. Gras beginnt durchzuwachsen, Wind und Regen setzen der Fladenruine endgültig zu.
6. Am Ende die Kuh
Nach spätestens drei Monaten haben sich die restlichen Fladensubstanzen aufgelöst und sind in die Erde durchgesickert. Dort ist eine Geilstelle entstanden: ein überdüngter Flecken, wo das Gras üppig wächst und Pflanzenarten gedeihen, die eine nährstoffreichen Boden bevorzugen. Kühe meiden die Geilstellen, so können die dort angesiedelten Pflanzen ungestört florieren – bis sich der Boden an der Stelle wieder erholt hat und mit einer hungrigen Kuh alles von vorne beginnt.
5 Fladenfakten
Eine Kuh nimmt täglich 80kg Gras und 70l Wasser zu sich.
Wenn sie einen grosszügigen Fladen fallen lässt, wiegt dieser bis zu 3kg.
Eine emsige Wiederkäuerin produziert täglich 8-12 Fladen und macht damit monatlich fast eine Tonne Mist.
Daraus entstehen um die 20kg Insekten, was jährlich einer knappen Vierteltonne entspricht – rund zwei Millionen Fliegen und Käfer.
Darüber freuen sich zahlreiche Spinnen, Eidechsen, Igel, Fledermäuse, Vögel und andere Tiere, die sich von dieser Insektenbiomasse ernähren.
So nutzen Kuhfladen uns noch.
Auch die menschliche Spezies findet Gefallen am Fladen:
- Kuhmist ist ein weitverbreitetes natürliches Düngemittel und kann zur Erzeugung von Biogas verwendet werden.
- In getrockneter Form wird Mist an vielen Orten in der Welt noch immer als Brennstoff
- Und Fladen finden auch heute noch Verwendung als Baumaterial; z. B. als Zusatzstoff in Lehm, als Putz und sogar als Bodenbelag.