9 Dinge über Nidlechueche, die du noch nicht wusstest
9 Dinge über Nidlechueche, die du noch nicht wusstest
1. Von Kanton zu Kanton verschieden
Der Kantönligeist macht auch vor dem Nidlechueche nicht halt: In der Zentralschweiz leckt man sich nach dem Nidlechueche die Finger, den Ostschweizern schmeckt der Nidleflade oder Schlorziflade auch gerne mit einem Birnenmus, in der Westschweiz werden Salée au sucre, Gâteau du Vully und Taillé de Goumoëns mit Hefeteig gebacken und im Jura wird die Rahmfüllung für die salzige Totché aus Sauerrahm hergestellt.
2. Vom Testteig zur Spezialität
Wann der Rahmkuchen in seiner heutigen Form Einzug in die Stuben hielt, ist nicht definitiv belegt. Aber es war auf jeden Fall vor langer Zeit. Der dünne Teig lässt vermuten, dass die Tarte aus einem Zufall entstanden ist. Um die Temperatur des Stein- oder Holzofens messen zu können, legte man ein kleines Stück Teig in den Ofen. Ging dieses gut auf, war der Ofen bereit für die Brote. Man belegte diesen Testteig auch mit Butter oder Speck als Zwischenverpflegung. Es liegt somit nahe, dass schon mal ein Schlaumeierlein die Idee hatte, Rahm über das Probestück zu giessen.
3. Zum Festen, Feiern und Danksagen
Vor über 5'000 Jahren wussten die Menschen bereits, den Rahm abzuschöpfen und Gutes daraus zu gewinnen. Da Rahm aber auch immer ein rares und somit wertvolles Gut war, wurde der Kuchen hauptsächlich zu Festivitäten gebacken. So wird die Totché aus dem Jura zum Martinstag gegessen und im Kanton Schwyz wird zu Ostern der Rahmfladen mit Blätterteig gebacken.
Totché (salziger Rahmkuchen aus dem Jura)
- 1h45min
- Vegetarisch
4. Nomen est omen.
Nidlechueche, Nidlefladen, Nidelwähe, Nidelkuchen, Rahmkuchen, Rahmfladen – sie schmecken nicht alle gleich, aber gleich herrlich fein. Denn Hauptbestandteil ist, wie der Name sagt, Rahm – Nidle. Und zwar Vollrahm (mind. 35% Fett) oder gleich Doppelrahm (mind. 45%). Heute steht dieser Begriff eher für Schlagrahm, ursprünglich kommt die Bezeichnung aus dem Mittelhochdeutschen und steht für "absahnen".
Rahm – eine Sorte passt immer.
5. Salée au sucre – was denn nun?
Weshalb dieser flache, aus süssem Hefeteig gebackener Kuchen aus dem Waadtland als "Salée" (franz: gesalzen) bezeichnet wird, ist nur bedingt nachvollziehbar. Niedergeschrieben bezeichnete 1666 das Wort "salée" auf Schweizer Französisch ein Gebäck, garniert mit einer Sauce aus Käse, Rahm, Eiern oder Speck. Im 19. Jahrhundert findet sich im Dictionnaire suisse romand folgender Eintrag zum Begriff: "une sorte de galette aux oeuf". Das scheint das verbindende Medium zu sein. Eier kann man süss und salzig zubereiten.
6. Mit viel Liebe gebacken
Die Dellen im Hefeteig des süssen Gâteau du Vully werden auch Liebesgrübchen – puits d'amour – genannt. Es gibt wohl kein Dorf- und Winzerfest in der Region des Murtensees, das ohne die süsse oder salzige Variante des "Gâteau" (und das Glas Weisswein dazu!) auskommt. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde er in der Chronik der 1902 gegründeten Société de couture du Bas-Vully. Die Frauenvereinigung trifft sich noch heute mehrmals im Jahr zum gemeinsamen Backen.
7. Schmeckt auch salzig.
Kleine Zuckerpause gefällig? Reden wir doch über Speck und Kümmel. Damit wird nämlich die salzige Variante des Gâteau du Vully verfeinert. Treuer Begleiter auch hier: Doppelrahm. Ohne den geht eben nichts, egal ob süss oder salzig.
Salziger Gâteau du Vully
- 2h25min
8. Aller guten Dinge sind fünf.
Ein Nidelkuchen läuft allen anderen den Rang ab: der Aebersold-Nidelkuchen aus Murten. Sein Boden ist aus zartem Weggliteig, der in fünf (!) Arbeitsgängen mit caramelisierten Schichten aus Zucker, Doppelrahm und Rahm überzogen wird. Kein Wunder, dass der Kuchen schon mehrfach prämiert wurde. Hier hilft wohl nur: ausprobieren!
9. Kuchen verbindet.
In Goumoens-la-Ville gehört es zum guten Ton, dass alle Einwohner:innen die Herstellung der Taillé de Goumoëns, ein Doppelrahm-Blechkuchen mit charakteristischem Schnittmuster, kennen. Das Rezept dazu und die Anregung, sich das Taillé-Backen beibringen zu lassen, wird seither an die Bewohner:innen und Neuzuzügler:innen verteilt. Seit 1999 feiert die Ortschaft die "Fête du taillé de Goumoëns". Die Dorfbewohner:innen bringen dazu ihre Kuchen mit. So geht Integration.