14 Dinge über Pizza, die du noch nicht wusstest
14 Dinge über Pizza, die du noch nicht wusstest
Fast Food oder Kunst?
Eine Lebenserfahrung, wenn nicht eine Religion. In jedem Fall eine Kunst für sich, vom Teig bis zum Belag. Das Thema Pizzabacken nehmen einige sehr ernst. Wir gehen es locker an und sind uns einig: Es müssen gute Zutaten sein. Und das heisst für uns Schweizer Zutaten, am besten saisonal und regional. Aber ob tomatig oder bianca, ob alles selbst gemacht oder gekauft – erlaubt ist, was schmeckt und was ins Alltagsleben passt.
1. Lecker Bissen
Immer spannend die Frage, was heissts denn eigentlich? Theorien gibts einige, aber die wahrscheinlichste ist diese: "Pizza" stammt von "pizzo" oder "bizzo" für "Bissen" aus der seit über 1'000 Jahren ausgestorbenen langobardischen Sprache. Das vermutet zumindest das Dizionario etimologico della lingua italiana. Und dem glauben wir jetzt einfach mal.
2. Ist doch Käse!
Mozzarella, Burrata, Fior di latte, Büffelmozzarella – hast du den Überblick verloren?
Unser kleiner Mozzarella-Guide:
- Mozzarella: Traditionell wird in Italien nur Käse aus Büffelmilch als "Mozzarella" bezeichnet. Kaufst du bei uns Mozzarella, ist der aus Kuhmilch. Büffelmozzarella/Mozzarella di Bufala ist bei uns immer explizit ausgezeichnet.
- Fior di latte: Das ist in Italien jetzt eben, was bei uns schlicht "Mozzarella" genannt wird: ein Mozzarella aus Kuhmilch. Lange Zeit nur in Kampanien hergestellt, gibts mittlerweile viele feine Mozzarellas aus Schweizer Milch. Achtung, Verwechslungsgefahr mit der gleichnamigem cremigen Milchglace!
- Burrata: Bezeichnet eine spezielle Art des (meist Kuhmilch-) Mozzarellas mit cremigem Kern. Hierfür wird Mozzarella mit Rahm und Mozzarella-Strängen gefüllt und zu einem Beutel geformt. Ursprünglich aus Apulien, mittlerweile auch immer mehr aus heimischer Kuhmilch bei uns zu kaufen.
3. Jede:r wills gewesen sein.
Wie bei vielen genialen Erfindungen gilt: Alle wollen sie erfunden haben. Wir wollen uns nicht zu tief einmischen in die Wer-hats-erfunden-Diskussion (gesichert: Wir Schweizer:innen waren es nicht). Fest steht wohl: Belegte Teigfladen auf Stein am offenen Feuer zu backen – diese Idee hatten schon die Griechen bzw. Etrusker in der Antike. Aber da lagen eben noch keine Tomatensauce und kein Mozzarella drauf. Diese "moderne" Pizza stammt wirklich aus Italien. Und die erste (noch heute geöffnete!) Pizzeria wurde 1830 in Neapel eröffnet. Noch mal 60 Jahre später bekam die wohl berühmteste Pizzasorte der Welt ihren Namen, die Pizza Margherita. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut – und die Pizza nicht an einem Tag erfunden.
4. Heiss geliebt, auch bestellt
Der grösste Lieferdienst der Schweiz "Just eat" gibt jährlich seine Bestellstatistiken raus. Ergebnis für 2023: Unter den Top 5 der beliebtesten Gerichte ist nur eines KEINE Pizza (der Cheeseburger auf Platz 3). Hier das Pizza-Ranking: 1. Margherita, 2. Prosciutto, 4. Hawaii, 5. Wunschpizza.
5. Die Sache mit der Ananas
Geklärt wäre damit auch die Frage "Darf sie das?". Ja, sie darf, die Ananas. In Neapel geht das sicherlich nur im Geheimen, aber nicht nur in der Schweiz ist Ananas eine äussert beliebte Pizzazutat. Erfunden hat die umstrittene Hawaii-Kombi Schinken-Ananas natürlich kein Italiener, sondern ein Grieche. Und zwar der Gastronom Sam Panopoulos im Jahr 1962 in Kanada. In einem BBC-Interview sagte der mittlerweile verstorbene Panapoulus einmal: "Wir haben es einfach draufgelegt, nur zum Spass, um zu sehen, wie es schmeckt." Sicherlich nichts für Puristinnen und Puristen und sicher nicht regional und saisonal. Aber wer es schafft, so beliebt und umstritten gleichzeitig zu sein, muss gewürdigt werden. Schön, dass es dich gibt, Pizza Hawaii.
6. Weg mit dem Besteck!
Dio mio! Bloss nicht mit Messer und Gabel, Stückchen für Stückchen. Und ebenso wenig in Dreiecke geschnitten und dann Dreieck für Dreieck von Hand gegessen. Aber wie isst man denn nun eine Pizza wirklich richtig? Das Zauberwort ist "Portemonnaie": Die Pizza wird zweimal in der Mitte gefaltet. So entsteht ein vierlagiges brieftaschenähnliches Objekt. Schon mal in Neapel Pizza gegessen? Dort gibt es eben diese gefaltete "Pizza a Portafoglio" an jeder Ecke. Eine Frage bleibt: warum? Praktischer Grund: So gefaltet können Tomatensauce, Käse und Co. nicht herausfallen bzw. hinunterlaufen. Und nur so können sich wirklich alle Geschmackskomponenten mit einem und jedem Bissen im Mund entfalten.
7. Der Pizza-Graben ist tief.
Von der exakten Herkunft der Zutaten über den Durchmesser, die Höhe und die exakte Backzeit im Ofen – beim Pizzabacken wird in Italien nichts dem Zufall überlassen. Nicht umsonst ist die Herstellung der berühmtesten Pizza der Welt, der Pizza Napoletana, Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Beschränken wir uns auf die beiden wichtigsten Pizzaarten, die du ab jetzt ganz einfach unterscheiden kannst:
Pizza Napoletana:
- Teig-Zutaten: Mehl, Wasser, Hefe und Salz
- Weicher, fluffiger, schwulstiger Rand
- Dünner und weicher Boden
Pizza Romana:
- Teig-Zutaten: neben Mehl, Wasser, Hefe und Salz noch Olivenöl
- Der Teig wird mit Nudelholz ausgewallt und ist grösser als der Napoletana-Teig
- Kleiner, flacher, knuspriger Rand
- Sehr dünner und knuspriger Boden
8. Achtung, Verwechslungsgefahr!
Napoli, Napoletana – klingt ähnlich, ist aber nicht dasselbe: Die Pizza Napoli ist, genau wie die Margherita, eine Variante der Pizza Napoletana. Belegt wird sie mit Kapern, Sardellenfilets, optional noch mit Oliven und Zwiebeln.
9. Frisch machen, vorbereiten oder kaufen
In Italien ist selbst die Herkunft der Pizzatomaten für die Pizza Napoletana genauestens festgeschrieben. Wir setzen, wann immer es geht, auf frische Schweizer Tomaten. Im Winter dürfen es natürlich auch welche aus der Büchse oder gleich die fertige Pizzasauce sein. Unser Tipp: Nutze die Tomatensaison und koche ein feines Sugo auf Vorrat. Oder im Winter die schnelle Tomatensauce für Pizza mit Pelati – der Aufwand liegt im Minutenbereich.
Tomatensauce für Pizza
- 20min
- Vegetarisch
Tomatensauce auf Vorrat (Sugo selber machen)
- 1h15min
- Vegetarisch
10. Das grosse Messen
Wer hat den grössten …, die längste …, das spektakulärste …? Food-Weltrekorde kommen nie aus der Mode. Und natürlich ist auch der Titelträger der "Grössten Pizza der Welt" genauestens dokumentiert. "Ja eh, Italien", sagst du? Fast. Tatsächlich konnte die Pizzanation den Titel zehn Jahre lang halten, bis er ihr 2023 von den USA weggeschnappt wurde. Hier die Rahmendaten: 1'300m², 6'000kg Teig, 2'200kg Tomatensauce, 4'400kg Käse und 630 Stück Salami. Herauskamen 68'000 Stücke, durchgebacken von einem mobilen Grillgerät. Ob sie noch richtig gut und originale italiano geschmeckt hat? Naja, das ist ja nebensächlich …
11. Die weisse Schwester
Bei uns sicherlich nicht so bekannt und beliebt wie das rote Original, aber ebenfalls einer DER Pizzaklassiker: die Pizza bianca. Die ist, grob gesagt, eine Pizza ohne Tomatensauce. Du ahnst es vielleicht – es gibt nicht DIE eine italienische Rezeptur, sondern auch hier viel Lokalpatriotismus: In und um Rom herum ist die Pizza bianca klassischer Streetfood, ein einfaches Fladenbrot mit Olivenöl, Knoblauch, Salz und Kräutern (Oregano, Rosmarin …). Man könnte sagen: eine dünne Focaccia. "Bianca" steht hier also eher für "blank". In den nördlichen Gefilden Italiens bezieht sich der Name eher auf die Zutaten, v. a. den Käse. Belegt ist die weisse Pizza mit einer weissen Sauce aus diversen Käsesorten wie Ricotta, Mozzarella, Parmesan, Frischkäse … Belegt wird sie mit weiteren Zutaten nach Belieben – z. B. Rucola, Gemüse oder Schinken.
Pizza bianca
- 25min
- Vegetarisch
12. Weltweiter Spitzenreiter
Rund 30 Milliarden jährlich: Pizza ist die weltweit meistgegessene Speise. Keine grosse Überraschung, dieser Fakt? Stimmt. Die Basis aus Teig, Tomaten und Käse lässt sich auch einfach fast unendlich variieren und an die jeweiligen Kulturen und Geschmäcker anpassen – von Kanada über Japan bis nach Australien. Pasta, Burger und Sushi haben das Nachsehen auf den Plätzen 2 bis 4.
13. Fladige Verwandte around the world
Allein Italien hat mit der Foccacia und der Pinsa noch zwei weitere Fladen-Superstars. (Belegte) Fladen gehen aber weltweit weg wie warme Semmeln, hier nur ein paar Pizza-Verwandte:
- Flammkuchen: Das elsässische Original mit Zwiebeln, Speck und Sauerrahm/Crème fraîche kennt auch hierzulande jedes Kind.
- Pissaladière: ein tomatiger Zwiebelkuchen aus Nizza
- Lahmacun: Die türkische Pizza wird vor dem Backen mit einer Sauce aus Hackfleisch, Zwiebeln, Tomaten und Gewürzen bestrichen. Zwar keine Pizzaform, aber trotzdem grosse Pizzaähnlichkeit hat auch der andere türkische Klassiker, die Pide. Schmeckt mit Hackfleisch und vegetarisch.
- Chatschapuri: Der mit Käse und Ei gefüllte georgische Fladen wird zum Frühstück und als Zwischenmahlzeit gegessen.
- Chicago-style Pizza (Deep Dish Pizza): Eine Art Pizzakuchen, bei dem eine "Teigschüssel" mit Käse ausgelegt, mit Zutaten gefüllt, mit Tomatensauce übergossen und mit Parmesan bestreut wird.
14. Das Wichtigste zum Schluss
Bleibt eine Frage: Wo gibt es sie denn nun, die beste Pizza der Welt? Die Website "50 Top Pizza" kürt jedes Jahr DIE Pizza-Hotspots weltweit. Und natürlich: Italien und genauer gesagt Neapel liegt aktuell und wohl jedes Jahr ganz vorne. Allen Schweizerinnen und Schweizern könnte diese Top Ten von Gault&Millau Schweiz helfen. Von A wie Ascona bis Z wie Zürich haben sich die Tester:innen durch die Schweizer Pizzalandschaft geschlemmt. Ihr Fazit: "Wie in Neapel".