Milch oder Pflanzendrinks: Was ist nachhaltiger?
Milch oder Pflanzendrinks: Was ist nachhaltiger?
Milch und Pflanzendrinks – kein einfacher Vergleich
Milch und Pflanzendrinks sind generell schwierig zu vergleichen. Erst mal sind es zwei unterschiedliche Produkte und dann unterscheiden sich auch noch die Pflanzendrinks untereinander – denn es gibt nicht DEN einen Pflanzendrink. Ob Mandel, Soja oder Reis – schon beim Rohstoff der pflanzlichen Drinks gehen die Unterschiede los. Entsprechend detailliert sollten Vergleiche z. B. des Nährstoffgehalts oder der Umweltbilanz sein.
Sind Pflanzendrinks so gesund wie Milch?
Kurz gesagt: Umweltbelastung von Milch & Pflanzendrinks
- Was ist umweltbewusster, der Konsum von Milch oder Pflanzendrinks? Eine Studie vergleicht die Umweltbelastung von Milch und diversen Pflanzendrinks pro Kalzium- und Proteinportion sowie pro Liter.
- Je nach untersuchter Einheit kommt die Studie auf unterschiedliche Ergebnisse.
- Fest steht aber: Wird neben der Umwelt auch die Nährstoffversorgung unseres Körpers berücksichtigt, lohnt sich der Griff zur Milch.
Studie: Ökobilanz von Kuhmilch und pflanzlichen Drinks
Detaillierte Ergebnisse liefert hier die Studie "Ökobilanz von Kuhmilch und pflanzlichen Drinks" (Quelle unterhalb): Sie vergleicht die Umweltbelastung von Milch mit verschiedenen Pflanzendrinks. Die Ergebnisse wurden einmal pro Kalziumportion, einmal pro Proteinportion und einmal pro Liter Milch bzw. Pflanzendrinks angegeben.
- "Pro Kalziumportion" bedeutet: Wie viel Milch bzw. Pflanzendrink muss ich trinken, bis ich 0.75g Kalzium zu mir genommen habe?
- "Pro Proteinportion" bezieht sich auf die Aufnahme von 20g Protein durch die Milch bzw. den jeweiligen Pflanzendrink.
- "Pro Liter" meint die Umweltbelastung, wenn ein Liter Milch bzw. Pflanzendrink getrunken wird.
Eine wichtige Messgrösse sind hier die nach der Methode der ökologischen Knappheit berechneten Umweltbelastungspunkte (UBP). Wir erklären dir, was es damit auf sich hat.
Was sind "Umweltbelastungspunkte" (UBP)?
Die Herstellung jedes Lebensmittels hat Auswirkungen auf die Umwelt. Werden diese Auswirkungen über den gesamten Lebensweg eines Produkts analysiert, ergibt sich daraus die Ökobilanz. Sie berücksichtigt verschiedene Emissionen, die während der Fertigung und Nutzung bis zur Entsorgung des Produkts und der Produktionsabfälle (von der "Wiege bis zur Bahre") entstehen. Also z. B. CO2 in der Luft, Schwermetalle im Wasser, Pflanzenschutzmittel im Boden und den Verbrauch von Ressourcen, wie die Nutzung von Land, Süsswasser, Holz etc. Durch eine aufwendige Berechnung kann man daraus die UBP angeben, die die Ökobilanz eines Lebensmittels in einer einzigen Kenngrösse darstellen. Je mehr Punkte ein Lebensmittel erhält, desto grösser ist die Umweltbelastung.
Die Ergebnisse
Vergleicht man die Auswirkungen der Milch auf die Umwelt mit jenen der Pflanzendrinks, kommt man je nach verglichener Einheit auf völlig unterschiedliche Resultate.
Umweltauswirkungen von Milch und Pflanzendrinks je Einheit
Bei Vergleichen muss der Nährwert berücksichtigt werden. Dann ist klar: Pflanzendrinks sind kein ebenbürtiger Milchersatz.
Was bedeuten diese Ergebnisse für mich?
Ob nun der Konsum von Milch oder Pflanzendrinks umweltschonender ist, hängt von deinem Bedarf und Verwendungszweck ab. Fakt ist, dass beim Vergleich auch immer die Ernährung und somit die Nährstoffe, welche uns ein Lebensmittel liefert, miteinbezogen werden müssen.
Bezogen auf die Studie, ergibt es somit mehr Sinn, den Vergleich pro Kalzium- und Proteinportion zu berücksichtigen, der neben der Umwelt auch die Nährstoffversorgung unseres Körpers berücksichtigt. Wie gezeigt, punktet hier klar die Milch, da sie im Vergleich zu Pflanzendrinks von Natur aus mehr (Ausnahme: Proteingehalt Sojadrink) und qualitativ hochwertigeres Protein und Kalzium enthält. Somit ist klar, dass Milch und Milchprodukte zu einer gesunden, ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung dazugehören. Wer die Milch mit Pflanzendrinks vollständig ersetzt, muss dies in der Gesamternährung berücksichtigen. Denn aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind Pflanzendrinks keine Alternative zu Kuhmilch.
Beim Vergleich pro Liter werden die Ernährung und die Nährstoffversorgung unseres Körpers nicht mitberücksichtigt. Es geht lediglich darum, dass Pflanzendrinks in der Verwendung ein Produkt mit milchähnlichen Eigenschaften sind.
Dürfen Getränke aus Soja, Reis und Co. "Milch" heissen? Das sagt das Gesetz.
Die schweizerische Lebensmittelverordnung legt fest, dass der Begriff Milch ausschliesslich der durch Melken gewonnenen Milch vorbehalten ist – dies gilt sogar europaweit. Getränke aus Soja, Hafer, Reis oder Nüssen dürfen deshalb von Gesetzes wegen nicht als Milch bezeichnet werden. Auch wenn die Milch von einer anderen Tierart stammt – etwa von einem Schaf oder einer Ziege –, muss das auf der Verpackung entsprechend deklariert werden, als Schaf- oder Ziegenmilch.
Die Herstellung im Vergleich
Milch ist ein Naturprodukt, welches bei der Herstellung keine weiteren Zutaten benötigt und seit Jahrtausenden von den Menschen als wertvolles Grundnahrungsmittel genutzt wird. Sie ist bereits von Natur aus nährstoffreich. Zwischen dem Melken und der konsumfertigen Milch liegen nur wenige Verarbeitungsschritte und die Transportwege in der Schweiz sind kurz.
Pflanzendrinks enthalten neben dem jeweiligen Rohstoff (Soja, Hafer, Reis, Cashews, Mandeln etc.) Wasser sowie oftmals zusätzliche Zutaten wie Emulgatoren (Lecithin oder Sonnenblumenöl), Verdickungsmittel, Säureregulatoren, Salz, Stabilisatoren und/oder Aromen. Diese Zusätze sind meist technologisch und teils auch geschmacklich notwendig, um die Produkte milchähnlich(er) zu machen. Bei sogenannten "angereicherten Drinks" werden zudem zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe zugefügt. Die Herstellungsschritte vom Rohstoff bis zum konsumfertigen Pflanzendrink sind entsprechend komplex. Zudem haben sie lange Transportwege, bis sie in der Schweiz im Regal stehen, da die meisten Produkte irgendwo in Europa produziert werden.
Quellen zum Thema