Die wichtigsten Milch-Mythen – und was wirklich wahr ist.
Die wichtigsten Milch-Mythen – und was wirklich wahr ist.
Milch: Was stimmt? Was nicht?
Die Flut an Informationen zu Ernährungs- und Gesundheitsthemen ist enorm. Vielleicht hast du auch schon mal etwas gehört, dann im Internet recherchiert – und warst am Ende verwirrter als vorher. Uns werden immer wieder Fragen zum Milchkonsum gestellt. Deshalb haben wir das Ganze gebündelt und möchten euch hier die meist gestellten Fragen zum Thema beantworten, inklusive Quellenangaben. Wir hoffen, unsere Antworten und weiterführende Links bringen Licht ins Dunkel der Milch-Mythen-Welt.
1. Ist der Mensch die einzige Spezies, welche die Milch einer anderen trinkt?
Der Zugang zu Nahrungsmitteln wird durch die Fähigkeit und Intelligenz jeder Spezies bestimmt. Lebewesen suchen instinktiv nach nahrhaftem Futter, um nicht zu verhungern. Der Mensch ist die einzige Spezies, die das Melken von anderen Tieren beherrscht und dazu auch das Zubereiten und Kochen von Lebensmitteln. All diese Fähigkeiten haben Tiere nicht. Haben sie aber Zugang zu Milch, so konsumieren sie diese, wie z. B. Katzen oder Igel.
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2. Machen Milch und Milchprodukte dick?
Isst du mehr Kalorien, als du verbrauchst, nimmst du zu. Logisch, oder? Die nationalen Ernährungsempfehlungen für gesunde Erwachsene entsprechen einer Standardernährung mit 2000kcal und decken alle Nährstoffe in der nötigen Menge ab. Dabei werden Milch und Milchprodukte täglich empfohlen. Hält man diese Empfehlungen ein und die konsumierte Energie überschreitet den täglichen Bedarf nicht, entsteht kein Übergewicht.
Tatsächlich sorgt das in der Milch und in Milchprodukten enthaltene Milchprotein für eine langanhaltende Sättigung. Zusätzlich bremst das Protein einen schnellen Anstieg des Blutzuckers und dies beugt dem Heisshunger vor. Studien zeigen zudem, dass auch Vollfett-Milchprodukte keinen negativen Einfluss auf das Körpergewicht haben. Es gibt sogar Hinweise, dass Vollfettprodukte zu einem kleineren Risiko für Übergewicht beitragen können. Eine mögliche Erklärung: Das Kalzium aus den Milchprodukten verbindet sich mit Fettsäuren und Gallensäuren im Darm, hemmt so die Fettresorption und erhöht die Fettausscheidung über den Stuhlgang.
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3. Versorgen andere Lebensmittel den Menschen besser mit Kalzium als Milch?
Der tägliche Kalziumbedarf eines gesunden erwachsenen Menschen liegt bei 1000mg. Tatsächlich gibt es Nahrungsmittel, die pro 100g mehr Kalzium enthalten als Milch. Jedoch werden Grünpflanzen, Nüsse, Samen und Algenprodukte häufig nicht täglich und in ausreichender Menge konsumiert, um diesen Bedarf abzudecken. Ausserdem ist erwiesen, dass das Kalzium aus der Milch besser vom Körper aufgenommen wird als das aus anderen Lebensmitteln. Das liegt an den weiteren Nährstoffen in der Milch wie Vitamin D, K2 und hochwertigem Protein, welche die Kalziumaufnahme fördern.
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4. Muss ich bei einer Laktoseintoleranz auf Milchprodukte verzichten?
Eine Laktoseintoleranz entsteht durch einen Rückgang der Produktion des Enzyms Laktase im Dünndarm. Nicht alle Milchprodukte enthalten Laktose. Gereifte Käse sind problemlos verträglich, da bei der Fermentation der Milchzucker abgebaut wird. Das gilt auch für Fondue- und Raclettekäse. Zusätzlich gibt es im Detailhandel zahlreiche laktosefreie Varianten von Milch und Milchprodukten. Generell ist der Verzicht auf ein Grundnahrungsmittel keine gute Idee, die Folge könnten Nährstoffdefizite sein. Bei Verdauungsproblemen lässt man sich am besten von einer Ernährungsberaterin / einem Ernährungsberater SVDE beraten.
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5. Mein Kind hat eine Milcheiweissallergie. Ist Milch nun für immer tabu?
Bei der Milcheiweissallergie handelt es sich um eine immunologische Reaktion auf Proteine in der Milch. Sie kommt aber fast ausschliesslich bei Säuglingen und Kleinkindern vor. 0,74% aller Kinder unter zwei Jahren sind laut der jüngsten europäischen Studie EuroPrevall von einer Milcheiweissallergie betroffen. Die gute Nachricht: Eine Milcheiweissallergie verschwindet in den allermeisten Fällen von selbst wieder. Ungefähr 50% der betroffenen Kinder vertragen Milch und Milchprodukte schon wieder im Alter von eins, 75% bis zum Alter von drei und über 90% bis zum Alter von sechs.
Konnte eine Milcheiweissallergie mit einem Allergietest eindeutig nachgewiesen werden, ist eine Ernährungstherapie bei einer Ernährungsberaterin/einem -berater SVDE (Schweizerischer Verband der Ernährungsberater/innen) notwendig. Wichtig ist, dass stillende Mütter dann selbst auch auf Milch und Milchprodukte verzichten, da Inhaltsstoffe aus der Kuhmilch in die Muttermilch übergehen.
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6. Sind Milch und Milchprodukte schädlich fürs Herz?
Milch und Milchprodukte sollen wegen ihres Gehalts an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und tierischem Eiweiss das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Studien zeigen jedoch oft keinen Einfluss oder das Gegenteil. Besonders eindrucksvoll finde ich, dass mit steigendem Konsum von Milchfett das Risiko für Herzinfarkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant sinken kann.
Der Effekt der "Milch-Matrix" spielt hier eine bedeutende Rolle. Dieser beschreibt das Zusammenspiel der zahlreichen Nährstoffe der Milch. Sie wirken auf komplexe Art synergetisch und können dadurch die negativen Effekte der gesättigten Fettsäuren ausgleichen.
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7. Fördert Milch die Entstehung von Osteoporose?
Zahlreiche Studien belegen eine positive Wirkung von Milch und Milchprodukten auf die Knochengesundheit (Knochenaufbau und Knochenfestigkeit) – von der Kindheit über das junge Erwachsenenalter bis hin zum Knochenerhalt im Alter. Der günstige Effekt auf die Knochenmineraldichte wird dem hochwertigen Eiweiss, Kalzium, Phosphor und Vitamin D in der Milch zugeschrieben. Diese Nährstoffkombination sorgt dafür, dass das Kalzium aus der Milch im Vergleich zu dem aus anderen Lebensmitteln besser vom Körper aufgenommen werden kann. Um die Knochendichte zu erhöhen, ist es zudem wichtig, die Knochen durch ausreichend Bewegung zu belasten.
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8. Fördert der Konsum von Milch die Entstehung von Krebs?
Krebs wird sowohl von beeinflussbaren Faktoren (wie Tabak- und Alkoholkonsum, Ernährung, körperliche Inaktivität, zu viel Körperfettmasse und UV-Strahlung) als auch nicht beeinflussbaren (wie Gene, verschiedene Hormone, Schadstoffe, Viren und Bakterien) ausgelöst.
Grosse wissenschaftliche Analysen zeigen keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milch und Milchprodukten im Rahmen der Ernährungsempfehlungen und dem Auftreten von verschiedenen Krebsarten. Einige Inhaltsstoffe der Milch (Kalzium, Fett und Proteinbestandteile) bringen sogar gewisse Schutzeffekte mit sich. Beispiel Dickdarmkrebs: Studien zeigen, dass bereits bei einem Verzehr von 2dl Milch pro Tag eine Verringerung des Risikos für Dickdarmkrebs beobachtet wird. Wichtigster Schutzfaktor scheint das Kalzium mit seinen zahlreichen positiven Eigenschaften auf das Krebsgeschehen zu sein.
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9. Erhöht Butter den Cholesterinspiegel?
Wichtig zu wissen: Das durch die Nahrung aufgenommene Cholesterin hat generell kaum einen Einfluss auf den Cholesteringehalt im Blut. Dieser wird durch verschiedene andere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Menopause, genetische Veranlagung, Krankheiten und Umweltfaktoren wie Stress, Rauchen, Übergewicht beeinflusst. Das meiste Cholesterin wird im Körper selbst produziert. Je nachdem, wie viel Cholesterin man über die Nahrung aufnimmt, produziert der Körper mehr oder weniger davon und kann das aufgenommene Cholesterin so ausgleichen.
Es ist kein Geheimnis: Butter enthält – wie viele tierische Lebensmittel – Cholesterin. Gegen den täglichen Genuss von einer kleinen Menge Butter spricht also nichts – so auch die Ernährungsempfehlungen.
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10. Verschleimen Milch und Milchprodukte die Atemwege?
Die "Verschleimungstheorie" hält sich hartnäckig. Ergebnis einer Umfrage unter 330 Eltern von gesunden Kindern und Kindern mit Allergien, Asthma oder Zystischer Fibrose: Fast 2/3 der Befragten glauben an einen Zusammenhang zwischen Milch und einer verstärkten Schleimproduktion. Fakt ist aber: Weder bei gesunden Menschen noch bei Menschen mit Atemwegsinfekten oder Asthma führt das Milchtrinken zu einer Schleimabsonderung. Wissenschaftliche Untersuchungen widerlegen die Verschleimungstheorie und zeigen eindrücklich, dass das "Gefühl der Verschleimung" nicht auf Eigenschaften der Milch zurückzuführen ist. Sämtliche bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen konnten der Milch keine solche Wirkung nachweisen.
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11. Gibt es vom Milchkonsum Akne und Ekzeme?
Akne tritt normalerweise in der Pubertät auf und kann durch Hormonschwankungen verursacht werden. Hautkrankheiten entstehen hauptsächlich aus einem Defekt der Hautbarriere und können verschiedene Ursachen haben, wie z.B. Genetik, Immunfunktion, Hormone und Umwelteinflüsse. Milch enthält Nährstoffe wie Vitamin B2 und Jod, die eine wichtige Rolle für die normale Hautfunktion spielen. Zum heutigen Zeitpunkt gibt es zum Konsum von Milch und Milchprodukten und dem Auftreten von Hautkrankheiten keine aussagekräftigen Untersuchungen.
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12. Übersäuert Milch den Körper?
Unser Körper gleicht die durch die Ernährung aufgenommenen Säuren und Basen mithilfe von Puffersystemen aus. Der pH-Wert im Blut bleibt dadurch in einem konstanten Bereich. "Saure" Lebensmittel haben häufig einen hohen Proteingehalt. Milch enthält tatsächlich grössere Mengen an Phosphorproteinen sowie schwefelhaltigen Aminosäuren und zählt so eher zu den sauren Lebensmitteln. Studien belegen aber, dass ein Milchkonsum im Rahmen der Ernährungsempfehlungen bei gesunden Menschen nicht zur Übersäuerung führt. Bei einer Ernährung mit viel Protein erhöht sich die Kalzium-Ausscheidung über den Urin. Diese gleicht sich aber wieder aus, indem der Körper über den Dünndarm mehr Kalzium aufnimmt und somit weniger über den Stuhlgang ausgeschieden wird. Die Kalziumbilanz bleibt also insgesamt ausgeglichen.
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13. Sind Pflanzendrinks ebenso nahrhaft wie Milch?
Die Nährstoffzusammensetzung der Pflanzendrinks ist – je nach Rohstoff – vielfältig, unterscheidet sich aber stark von der der Milch. Milch enthält total mehr Makronährstoffe wie Proteine, Kohlenhydrate, Fette als die Pflanzendrinks. Auch die Qualität der Nährstoffe überzeugt, also die Art, wie unser Körper diese aufnehmen und verwerten kann. Weiter werden Pflanzendrinks häufig mit für die Milch typischen Mikronährstoffen wie Kalzium oder B-Vitaminen angereichert. Für eine genügende Versorgung ist allerdings nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Nährstoffe entscheidend. Wie gut die zugesetzten Mikronährstoffe in Pflanzendrinks vom Körper aufgenommen werden können, ist noch unklar.
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14. Ist Milch ein hochverarbeitetes Lebensmittel?
Zwischen dem Melken und der konsumfertigen Milch liegen nur wenige Verarbeitungsschritte. Weitere Vorteile der Milch: Bei der Herstellung werden keine weiteren Zutaten benötigt, Milch ist bereits von Natur aus nährstoffreich und die Transportwege in der Schweiz sind kurz. Zum Vergleich: Pflanzendrinks benötigen bei der Herstellung neben dem jeweiligen Rohstoff (Soja, Hafer, Mandeln etc.) und Wasser oftmals zusätzliche Zutaten wie Emulgatoren (Lecithin oder Pflanzenöle), Verdickungsmittel, Säureregulatoren, Salz, Stabilisatoren und/oder Aromen. Diese Zusätze sind meist technologisch und teils auch geschmacklich notwendig, um die Produkte milchähnlicher zu machen. Bei sogenannten "angereicherten" Drinks werden zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe zugefügt. Die Herstellungsschritte vom Rohstoff bis zum konsumfertigen Pflanzendrink sind entsprechend komplex. Zudem haben sie meist lange Transportwege, bis sie in der Schweiz im Regal stehen, da viele Produkte im europäischen Ausland produziert werden.
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15. Ist Milch schlechter für die Umwelt als Pflanzendrinks?
Unsere Ernährung trägt 30 % zu unserem ökologischen Fussabdruck bei, denn jedes Lebensmittel verursacht eine Umweltbelastung. Das gilt auch für Pflanzendrinks und Milch. Essen und Trinken müssen wir natürlich trotzdem, und dabei sind die Nährstoffe eines Lebensmittels und deren Bioverfügbarkeit für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zentral. Auch bei der Berechnung der Umweltbelastung eines Produktes sollte man den Faktor Nährstoffe berücksichtigen. Bei einem Vergleich von verschiedenen Produkten ist daher die Einheit entscheidend. Vergleicht man z. B. die Umweltauswirkungen von Milch und Pflanzendrinks pro Liter, so schneiden fast alle Pflanzendrinks besser ab. Vergleicht man jedoch pro Kalzium- bzw. Proteinportion, so punktet die Milch. Ein Vergleich von Milch und Pflanzendrinks ist also komplexer, als man denkt, und es ist wichtig, ein breites Spektrum an Kriterien (u. a. Proteingehalt, Kilokalorien, Kalzium, Nährstoffdichte) zu berücksichtigen.
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16. Enthält Milch Antibiotika-Rückstände?
Auch Milchkühe können Entzündungen und Krankheiten haben, die behandelt werden müssen. In diesen Fällen setzt der Tierarzt nur zugelassene Medikamente ein, wobei der Milchproduzent dies dokumentieren muss. Diese Milch darf nicht zu weiteren Milchprodukten verarbeitet werden, weder zu Konsummilch noch zu Käse, Joghurt, Rahm oder Butter etc. Um das zu garantieren, wird 100% der auf dem Hof abgeholten Milch kontrolliert. Die Produktion von Kuhmilch ist in der Schweiz umfassend geregelt und untersteht strikten Vorschriften und Kontrollen. Die selten festgestellten Verstösse werden streng bestraft. Es wird alles dafür getan, dass Schweizer Milch frei von Medikamentenrückständen ist.
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